
Nachdem ich um 9 Uhr beschlossen hatte, doch noch weiterzuschlafen, bin ich um 12 Uhr aufgewacht und schließlich um 14 Uhr losgefahren. Auf Komoot sah die Strecke eigentlich sehr nett aus, aber eine flache Strecke mit Windgeschwindigkeiten von 20–25 km/h ist am Ende doch eher wie ein konstanter Berg.


Die Strecke war super schön und auch relativ wenig Autos waren unterwegs, da ich hauptsächlich von 17 Uhr bis 24 Uhr gefahren bin. Es wurde aber irgendwann doch etwas eintönig, weil es immer um kleine Fjorde (?) oder einfach Buchten herumging und der Wind aus Nordost kam, also oft genau ins Gesicht. Ich habe mich stoisch warm eingepackt und bin gemütlich gefahren – anstrengend war es trotzdem.


Vorbei ging es an Herden von Rentieren, die auf der hier typischen Heidelandschaft grasten. Dabei hat die Sonne ihr goldenes Licht auf alles geworfen, was einfach wunderschön war. Gegen Mitternacht ist dann auch der Wind etwas abgeflaut.


Am Anfang des Tages hatte ich überlegt, ob ich vielleicht direkt bis zum Nordkapp fahren möchte. Das wären aber 140 Kilometer mit knapp 1500 Höhenmetern oder mehr gewesen. Schon beim ersten Windstoß war klar: Das wird heute nichts. Also habe ich mir vorgenommen, zumindest noch den Tunnel auf die Insel zum Nordkapp zu schaffen. Der kam nach etwa 80 Kilometern.


Der Tunnel, der sie alle knechtet und auf ewig bindet. Ich hatte schon viel darüber gehört, viele schieben dort wohl ihr Rad – warum, sollte ich auch noch spüren.
Um kurz vor Mitternacht kam ich am Tunnel an und war doch beeindruckt, wie lang er ist. Damit hatte ich nicht gerechnet: 6870 Meter, bis zu 212 Meter UNTER dem Meeresspiegel und maximal 10 % Steigung. Es ist wohl der 9t längste Unterwassertunnel der Welt,

Ich hatte mehr oder weniger perfekt geplant, denn ich bin auf den ganzen 7 Kilometern nur ca. 5 Autos begegnet. Die Geräuschkulisse war daher sehr angenehm, normalerweise ist es in Tunneln ja unglaublich laut. Ich konnte sogar mit dem Echo spielen, das dort ebenfalls enorm ist. Die ersten drei Kilometer ging es nur bergab, und ich habe sogar noch in die Pedale getreten, um auf über 64 km/h zu kommen. Das hätte ich lieber gelassen und mir die Energie für den Anstieg gespart, denn so schnell es runterging, so anstrengend war es wieder hoch.

Nach 80 Kilometern im Wind hatte ich nicht mehr viel in den Beinen und habe dann doch die Hälfte des Anstiegs geschoben. So anstrengend der Tunnel körperlich war, so angenehm war er psychisch. Es war super entspannt, ihn um diese Uhrzeit zu fahren, ohne Stress und Verkehr. Mal schauen, wie ich das auf dem Rückweg plane.

Direkt nach dem Tunnel ist ein Rastplatz, auf dem habe ich mein Zelt aufgeschlagen und mich erst mal an den Toiletten mit warmem Wasser gewaschen – fast so gut wie eine Dusche.
Jetzt ist es schon fast 3 Uhr. Ich bin immer noch wach, aber jetzt geht’s schnell in den Schlafsack. Gute Nacht.

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