

Um 3:30 ist das Schiff in Vardø angekommen. Ich habe gefühlt nur eine Stunde geschlafen, aber die dafür tief und fest. So war ich doch relativ wach, als ich vom Schiff runter bin, und habe mich erstmal umgeschaut. Ich habe noch eine Timelapse gemacht, wie das Schiff aus dem Hafen fährt, und mir dann überlegt, wo ich noch ein bisschen schlafen könnte. Ich habe mich für einen Shelter entschieden, die es hier wieder häufiger gibt, etwa einen Kilometer entfernt. Also habe ich mich auf den Weg dorthin gemacht.


Der Shelter war super. Nach einem kleinen Snack habe ich mich nochmal hingelegt und bin dann einfach um 14 Uhr wieder aufgewacht. Nach einem Frühstück am Mittag habe ich die Stadt nochmal ausführlicher erkundet. Vardø ist die östlichste Stadt Norwegens und hat etwa 1900 Einwohner. Klein, aber fein – von den norwegischen Städten gefällt sie mir mit am besten. Überall stehen gefühlt alte Häuser in vielen bunten Farben, und an vielen Häusern nisten Möwen. Es gibt auch Skulpturen von Seetieren und Fischern. Außerdem steht hier eine Festungsanlage – natürlich die östlichste in Norwegen – deren erste Datierung ins 14. Jahrhundert zurückgeht.






Im 17. Jahrhundert war Vardø der Schauplatz von 91 Hexenverbrennungen, an die ein weiteres Mahnmal erinnert, das ich echt gelungen finde.



Später habe ich noch einen anderen Bikepacker getroffen, der heute Nacht mit den Hurtigruten fahren möchte. Zusammen sind wir am Radhaus mit der Sozialarbeiterin des Ortes ins Gespräch gekommen. Sie bietet dort an zwei Abenden in der Woche Treffen für Jugendliche an. Das Radhaus ist echt nice: Vor etwa zehn Jahren wurde es umgebaut und hat jetzt ein Schwimmbad, ein Kino, ein Fitnessstudio und einen PC-/Gamingraum. Es ist zu einem richtigen sozialen Treffpunkt für den Ort geworden. Wir haben ein bisschen mit ihr geredet und uns im Warmen des Radhauses aufgehalten.

Gegen 20 Uhr bin ich dann noch losgefahren, um ans Ende Europas zu radeln. Hamningberg ist ein kleines, verlassenes Fischerdorf am Ende der Straße auf der Kante eines Fjords. Es ist eines der wenigen Dörfer in Norwegen, das nicht von den Nazis im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, hier stehen noch die alten Fischerhütten.



Auf den Weg bin ich durch dichten Nebel gefahren auf langen schmalen Straßen, die sich wundervoll mystisch angefühlt haben. Ich habe große Rentierherden gesehen und ich habe sogar einen Polarfuchs gesehen. Er hat sich aber schnell wieder im Nebel verzogen.




Durch zerklüftete Felsen ging die Straße an der Küste weiter. Gegen Mitternacht bin ich angekommen und wollte erst im Shelter am Ende Europas schlafen, aber die Bänke waren nicht groß genug. Danke für nichts. Im Zelt habe ich es mir dann aber gemütlich gemacht und wunderbar geschlafen.

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