Zusammen mit Takki haben wir heute Morgen noch gemütlich gestartet und sind dann nach einem guten Frühstück gegen 11 Uhr aus dem Hostel raus. Dort haben sich unsere Wege leider getrennt – Takki will über den Osten Estlands fahren, während wir lieber an die Westküste wollten.

Die fünf Tage und Nächte mit Takki waren eine richtig schöne Zeit, das hat echt gut gepasst. Mal schauen, ob sich unsere Wege nochmal kreuzen – das wäre auf jeden Fall toll.

In Tallinn haben wir dann erstmal nur einen sehr kurzen Weg geschafft und sind direkt nochmal an der Bäckerei von gestern hängen geblieben. Dort gab’s wieder Kaffee und Zimtschnecken – die sind wirklich richtig gut. Die Bäckerei heißt, glaube ich, „Pulla“ oder so, und liegt in einer kleinen westlichen Seitenstraße vom Rathausplatz aus gesehen. Falls mal jemand in Tallinn ist: Das ist wirklich einen Besuch wert.
Ich habe dort noch den Blogpost für gestern fertig gemacht – und so sind wir erst gegen kurz vor 14 Uhr richtig aufs Rad gestiegen.

Was aber nicht weiter schlimm war – wir sind dann ganz entspannt in Richtung Westen aufgebrochen. Nach ein paar Kilometern haben wir einen anderen Bikepacker getroffen: Paul, den ich um Kemi herum schon mal getroffen hatte. Ich habe ihn erst gar nicht direkt wiedererkannt, aber dann hat’s Klick gemacht.
Wir sind ein paar Kilometer zusammen gefahren, aber wir waren ein bisschen flotter unterwegs und wollten auch noch nicht direkt Pause machen – bei ihm stand die schon an.
Unsere Pause haben wir dann etwa 10 Kilometer später gemacht – an einem Badestrand. Baden war bei dem starken Wind und den eher kühlen Temperaturen für mich heute aber keine Option. Dafür konnten wir vielen Kitesurfern zuschauen, die sich von ihren Kites über das Wasser ziehen ließen und teilweise echt hohe Sprünge gemacht haben.






Nachdem wir uns mal wieder den Magen vollgestopft hatten, ging’s weiter durch den Wind. Nach einer Weile kamen wir an einer Holocaust-Gedenkstätte vorbei. Es stellte sich heraus, dass sich dort eines der rund 20 Konzentrationslager in Estland befand.
Es war wohl ein Arbeitslager, in dem rund 2.000 Menschen – überwiegend Jüdinnen und Juden – zur Zwangsarbeit gezwungen wurden.
Als die Nazis das Lager 1944 auflösten, haben sie fast alle Insassen ermordet. Viele wurden gezwungen, sich auf einen vorbereiteten Scheiterhaufen zu legen, wo sie mit einem Genickschuss getötet wurden. Anschließend wurden weitere Leichen darübergelegt – bis zu fünf Lagen hoch –, und das ganze wurde in Brand gesetzt.
Allein die Vorstellung ist so abartig – es ist schwer zu begreifen, wozu Menschen fähig sind.
Das wird in den kommenden Wochen sicher noch öfter sehr intensiv werden, wenn wir an weiteren Holocaust-Gedenkstätten vorbeiradeln.

Danach sind wir noch gute 10 Kilometer gefahren, haben Wasser aufgefüllt und uns dann auf den Weg zu einem RMK-Platz gemacht. RMK ist, glaube ich, so etwas wie das estnische Forstministerium. Sie betreiben viele Plätze in den Wäldern, an denen es eine Feuerstelle mit Holz, ein Klo und einen Tisch mit Unterstand gibt – dort darf man auch zelten.
Wir haben heute unseren ersten gefunden – und der ist schon richtig schön. Ich bin gespannt, wie das in Estland weiter wird.

Damit: Gute Nacht für heut
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