Nach einer zu kurzen Nacht sind wir schon um 7 Uhr aufgestanden, um möglichst zeitig loszukommen – wir mussten nämlich noch Svenjas Schaltung reparieren und wollten die Fähre um 11 erwischen.

Im Sportgeschäft meinte man erst nur: „Nee, wir haben keine Zeit“, hat uns dann aber immerhin einen Schaltzug verkauft. Den haben wir in einer halben Stunde – oder sogar schneller – selbst eingebaut. So langsam werde ich echt fit im Einstellen von Schaltungen.

Unsere Sachen haben wir dann auf dem Weg zur Fähre am Campingplatz eingesammelt und sind anschließend, vom Wind getragen, zur Fähre geflogen. Und das ging heute fast den ganzen Tag so weiter.

Nach der ersten Fähre stand eine kurze Etappe von 17 Kilometern an. Wir wussten aber, dass wir zwei Stunden auf die nächste Fähre warten mussten, also haben wir’s ganz gemütlich angehen lassen. Am Fährhafen gab es einen gläsernen Wartebereich, in dem wir warm und windgeschützt die Zeit verbracht und Svenjas Schaltung weiter optimiert haben.

Die Fähre selbst war – genau wie der Wartebereich – echt nice. Wir waren etwa 50 Minuten unterwegs. Ich habe in der Zeit viel gelesen, und Svenja hat etwas Schlaf nachgeholt. Als ich irgendwann wieder aus dem Fenster geschaut habe, war die Welt draußen einfach nur wunderschön. Ich habe ein paar Fotos gemacht, aber das lässt sich einfach nicht einfangen: Durch Fjorde ging es an kleinen Inseln vorbei – Felsen, mit Moos bedeckt –, und zwischendurch hat die Sonne die Wolkendecke durchbrochen und alles beleuchtet. Das war wirklich besonders.

Dann hat uns der Rückenwind zu einem echten Highlight geschoben: meiner ersten Elchsichtung! Uns kamen gerade ein Bus und ein paar Autos entgegen, als ich sehe, wie ein Elch hinter dem Bus über die Straße läuft. Leider war er zu weit weg für ein Foto. Das Auto, vor dem der Elch die Straße überquert hat, hielt an – und auf meine Nachfrage hin bestätigte der Fahrer auch, dass es wirklich ein Elch war. Richtig nice! Das war also Elch Nummer 1 – mal sehen, ob ich noch einen vor die Linse bekomme.

Als es unterwegs etwas ruhiger wurde, fiel uns ein, dass ein Nachbar vom Campingplatz empfohlen hatte, von etwa der Stelle, an der wir gerade waren, eine zusätzliche Fähre auf die Inseln zu nehmen, dort entlang zu fahren und später mit einer weiteren Fähre wieder zurückzukommen. Da gerade eine Fähre fuhr und wir morgen sowieso wieder eine brauchen, haben wir das spontan gemacht.

Auf der Insel wurden wir nicht enttäuscht – mal wieder Norwegens Küste in Vollendung. Leider hat das Wetter nicht mitgespielt und uns zum Schluss doch noch komplett durchnässt. Und als wäre das nicht genug, kam beim einzigen Anstieg des Tages auch noch Gegenwind dazu. Mit der vierten Fähre des Tages ging es schließlich nach Sandnessjøen, wo wir übernachten wollen.

Allerdings: diesmal im Wartebereich der Fähren. Der soll zwar eigentlich von 23 bis 5 Uhr geschlossen sein, aber da für heute Nacht ein Sturm angekündigt ist – und wir mutige (oder dumme?) Radreisende sind – hoffen wir, dass wir trotzdem hierbleiben dürfen. Wir wollten gerade aufbrechen, um uns einen anderen Platz zu suchen, da habe ich nochmal kurz mit einem Mitarbeiter der Fähren gesprochen, und der meinte mehr oder weniger: „Das sollte schon klappen.“

Also probieren wir’s. Wahrscheinlich wird es eine unruhige Nacht, aber morgen früh um 6:25 Uhr geht’s weiter mit der Fähre. Die fährt morgen nämlich nur zweimal – und 17 Uhr wäre einfach zu spät.


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